Dystopischer Sci-Fi-Kurzfilm gewinnt Nikon Film Festival

Monsieur Pioche gewinnt den Grand Prix unter mehr als 2.000 Einsendungen
Das Nikon Film Festival wird jedes Jahr von Nikon Frankreich organisiert und feiert die filmische Kreativität in den unterschiedlichsten Stilrichtungen, basierend auf einem Thema. Neben dem Thema gibt es nur eine Regel: Die Filme dürfen nicht länger als 2 Minuten und 20 Sekunden lang sein. Die Teilnahme ist kostenlos. Alle, die eine Vision und eine Kamera haben, können also beim Nikon Film Festival mitmachen.
Das diesjährige Thema lautete „menschliche Superkraft,“ was zu mehr als 2.000 Einsendungen führte. Bei der Gala im Grand Rex Kino in Paris wurde Monsieur Pioche, ein Film von Maxime Lorgerie, mit dem ersten Preis ausgezeichnet.
Die Qualität und die Anzahl der eingereichten Beiträge zeugen von der Kreativität und der Leidenschaft der aufstrebenden Filmschaffenden. „Mit 2.137 eingereichten Filmen und 146 Serien gab es dieses Jahr einen Rekord – und die Qualität steigt weiter“, sagt Alexandre Dino von Nikon Frankreich. „Die Qualität der Einreichungen steigt von Jahr zu Jahr und spiegelt die hohen Standards und den Innovationsgeist einer neuen Generation von Talenten wider. Wir bei Nikon setzen uns mit großer Leidenschaft dafür ein, visionäre Storyteller zu fördern. Mit diesem inspirierenden Event wollen wir ihre Werke feiern und sie mit Finanzierungsmöglichkeiten oder Produktionsunterstützung begleiten. Der Abend im Grand Rex (das kürzlich zum schönsten Kino der Welt gewählt wurde) ist zu einem wichtigen Ereignis für Fachleute und Filmfans in ganz Frankreich geworden. Wir sind sehr stolz darauf, einen so wichtigen Moment für die Kurzfilmindustrie geschaffen zu haben.“
Das Nikon Magazin hat sich mit dem Gewinner Maxime Lorgerie zusammengesetzt, um über seinen Film, die Inspiration dahinter und seinen Prozess von der Idee bis zur Leinwand zu sprechen.
Nikon Team
Das steckt in der Kameratasche

Wie passt der Film zum Thema des diesjährigen Festivals?
Ich wollte das Thema „menschliche Superkraft“ so realistisch und bodenständig wie möglich angehen. Ich wollte zeigen, dass eine Superkraft, die man als Geschenk betrachten kann, auch zum Fluch und zur Quelle von Ausbeutung werden kann. In Monsieur Pioche haben die Kinder, die von der Firma Mubik ausgewählt wurden, um das sogenannte „Noxium“ zu fördern, eine besondere Superkraft: Sie können der Strahlung dieses Rohstoffes widerstehen. Diese „Gabe“, die sie durch das Leben in unmittelbarer Nähe des Steins entwickelt haben, wird zu ihrem Fluch, ohne dass sie es merken. Sie halten sich für privilegiert, weil es ein gut bezahlter Job ist. Aber das macht sie blind für die wirkliche Gefahr des Noxiumabbaus.
Woher kam die Idee zu dem Film?
Der Gedanke kam mir, als ich ein virales Video sah. Es zeigte, wie ein Berg im Kongo aufgrund des Klimawandels einstürzte und dabei große Mengen an Kupfer freilegte, das die einheimische Bevölkerung jetzt abbauen könnte. Der Jubel der Menschen vor Ort, die sich über diese neue Ressource freuten, ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Mich hat der Kontrast bewegt: die Freude der Menschen – und gleichzeitig die Bedingungen, unter denen sie diese Mineralien abbauen müssen. Sie riskieren ihr Leben für einen Hungerlohn. Genau das hat mich zu meinem Szenario und dem Ende des Films inspiriert: ein Kind, das trotz all des Schreckens in der Mine über seinen Lohn lächelt.

Wie hast du die Idee bis zum fertigen Film entwickelt?
Ich habe das Drehbuch um das Ende herum aufgebaut. Aber ich stand sofort vor einem Problem: Wie konnte ich dem Publikum all diese Dinge in weniger als 2 Minuten und 20 Sekunden vermitteln? Kinder, die mit ihrer Superkraft, symbolisiert durch das orangefarbene Leuchten in ihren Augen, der Strahlung des wertvollen Rohstoffs Noxium widerstehen können. So kam ich auf die Idee, eine Zeichentrickfigur, Monsieur Pioche, zu verwenden, um den Kindern und dem Publikum die wesentlichen Elemente des Szenarios zu erklären. Ich wandte mich an meine Freunde von Étincelle Post-Production in Toulouse. Sie haben die gesamte Postproduktion, die VFX und das Color Grading für meinen Film übernommen. Wir haben an dem Konzept des Cartoons und an Monsieur Pioche gearbeitet. Maxime Rey-Camet hat ihn mit der Hilfe von Florian Pineau gezeichnet und zum Leben erweckt. Die Stimmung des Zeichentrickfilms war von der Propaganda der 1930er Jahre inspiriert. Das wurde zum zentralen Element, um das herum der Film aufgebaut ist.
Wie verlief das Casting?
Ich habe Brigitte Lecordier, die ich von einem früheren Dreh kannte, kontaktiert, um mit ihr über das Projekt zu sprechen. Sie war sofort einverstanden, Monsieur Pioche zu sprechen. Was die Kinder in dem Film angeht: Ich habe vor ein paar Jahren den großartigen Menschen und Schauspieler Thierno Ba kennengelernt. Als ich eines Tages nach einem Kinderdarsteller für einen Film suchte, stellte mir Thierno seinen Sohn vor: Mohammed Simon Ba. Ich habe gerne mit ihm gearbeitet und wir haben danach oft zusammen gedreht. Seine Fähigkeit, so viele Emotionen auf natürliche Weise und ohne Worte zu vermitteln, hat mich beeindruckt. Deshalb war es für mich ganz klar, ihm die Hauptrolle anzubieten. Die anderen beiden Charaktere sind Djibril, Mohammeds älterer Bruder, und Samba, einer von Mohammeds Freunden. Wir haben uns sofort verstanden.

Du hast das Set für die Mine mit deinem Vater gebaut …
Seit ich angefangen habe, Filme zu machen, haben mich meine Eltern immer unterstützt, mir bei meinen wildesten Ideen geholfen und mir jedes Mal voll und ganz vertraut. Mein Vater war schon immer ein Tüftler. Als ich ihn bat, mir beim Bau eines Bergwerks zu helfen, half er mir sofort, es möglichst realistisch hinzubekommen. Wir haben es in nur wenigen Tagen gebaut und dabei Elemente von seinen alten Baustellen verwendet. Im Video unten gibt es einen Blick hinter die Kulissen. Für den Rest der Kulissen verwandelte der Bühnenbildner François Ferchaud ein altes Schwimmbadzelt in ein behelfsmäßiges „Labor“. Außerdem habe ich mit der Kostümbildnerin Anaïs Levray zusammengearbeitet, um die Kostüme, die Farben und den visuellen Stil des Films zu entwickeln. Seit ich in diesem Geschäft bin, hatte ich immer das Glück, mit außergewöhnlichen Menschen zusammenzuarbeiten. Sei es im technischen Team oder unter den Schauspieler:innen. Es ist die Summe all dieser Talente, die Monsieur Pioche möglich gemacht hat.
Wie lange hast du gebraucht, um den Film zu machen?
Er wurde an einem Tag gedreht. Ein Vormittag für die Szenen im Zelt, den Nachmittag für die Szenen im Bergwerk und am Abend, nach Einbruch der Dunkelheit dann noch die letzte Szene „on location“. Der gesamte Film wurde in einer Lagerhalle hinter dem Haus meiner Eltern gefilmt, die mein Vater zur Aufbewahrung seiner Baumaschinen verwendet. Für die Animation habe ich „Karl Klammer“, die bekannte Büroklammer-Figur von Microsoft, als Vorlage verwendet. Ich wollte ein möglichst einfaches Design: eine kleine Spitzhacke mit Augen.

Die Lichtverhältnisse waren sehr speziell. Wie bist du dabei vorgegangen?
Ich wollte eine möglichst realistische Beleuchtung. Ich musste die Kinder in einem Bergwerk filmen, das nur von Kerzen beleuchtet wurde. Ich wollte, dass dies meine einzige Lichtquelle ist, um so realistisch und nahtlos wie möglich zu sein. Zum Glück gibt es heute Kameras, die auch bei sehr wenig Licht filmen können. Also war es das Risiko wert.
Was sollte das Publikum aus dem Film mitnehmen?
Ich würde sagen, das Gefühl, 2 Minuten und 20 Sekunden in einem anderen Universum gewesen zu sein. In einem Universum, das so weit entfernt und doch so nah an unserem eigenen ist. Deshalb liebe ich Science-Fiction. Und genau darum geht es mir: Die Probleme unserer Gesellschaft anzusprechen, indem wir das Publikum in ein anderes Universum entführen, wo es manchmal einfacher ist, die Absurditäten unserer Welt zu sehen.
Monsieur Pioche und eine Auswahl der Beiträge des diesjährigen Nikon Film Festivals könnt ihr euch hier ansehen oder unten einen Blick hinter die Kulissen werfen.
So gewinnt ihr beim Nikon Film Festival
Beim Nikon Film Festival zu gewinnen kann ein Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere in der Filmbranche sein. Deshalb haben wir Jurymitglied und Regisseur Jacques Ballard nach seinen Tipps gefragt, wie ihr die Aufmerksamkeit der Jury auf euch ziehen könnt.
„Die erste und die letzte Einstellung eines Films sind entscheidend“, sagt Jacques. „Die Eröffnungsszene sollte uns direkt in den Kern der Story einladen, einen Ausblick auf das Geschehen geben und uns in eine unvergessliche Perspektive eintauchen lassen. Sie ist so wichtig wie eine erste Begegnung im echten Leben.“
Das Ende, sagt Jacques, muss uns mit einer emotionalen Reaktion zurücklassen, die in Erinnerung bleibt. „Ein selbstbezogener Film wird mir wahrscheinlich kaum in Erinnerung bleiben“, sagt er. „An einen Film, der mich zum Lachen, Weinen oder Nachdenken bringt oder mich überrascht, kann ich mich sehr lange erinnern. Das ist sehr schwer zu erreichen. Denn es hängt vom ganzen Team ab und auch ein bisschen vom Glück, ob man es schafft, es richtig einzufangen oder nicht.
„Ein schwaches Drehbuch, langweilige Schauspieler:innen, Bild und Ton, die nicht zur Aussage oder zum Moment passen, ein unsensibler Schnitt, schlechte Kulissen … all das kann einen Film in Gefahr bringen. Aber einen Film zu drehen, ist ziemlich beeindruckend. Wenn er dann auch noch erfolgreich ist, ist es Magie!“
Schreibt ein Storyboard und haltet Ausschau nach dem nächsten Nikon Film Festival, das noch in diesem Jahr stattfinden wird.
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