Grundlegende Techniken der Bildkomposition

John Bogna Camera 101 25 Apr. 20254 Minuten Lesezeit
Camera 101

Einführung in die fotografische Komposition

Habt ihr schon mal ein Foto gemacht und gedacht, dass es irgendwie nicht ganz stimmt? Ihr könnt es nicht genau sagen – das Bild wirkt irgendwie seltsam. Wenn ja, seid ihr nicht allein. Das Problem liegt möglicherweise in der Bildkomposition.

Die Rolle der Bildkomposition in der Fotografie

Der amerikanische Landschaftsfotograf Ansel Adams hat mal gesagt: „Man macht nicht einfach ein Foto, man erschafft es.“ Und die Komposition ist die Kunst, ein Foto zusammenzustellen.

Für eine kurze und knackige Definition: Die Komposition ist die Anordnung der Elemente in einem Foto. Was auf ein Bild kommt, was nicht – und wie die Elemente im Bildausschnitt angeordnet sind. Das alles gehört zur Bildkomposition.

Die Foto-Community hat im Laufe der Jahre viele „Regeln“ aufgestellt, von denen ihr wahrscheinlich schon einige kennt, wie zum Beispiel die Drittelregel, Leitlinien und der Negativraum. Wir schauen uns hier die gängigsten Regeln für die Bildkomposition an und erklären, wie ihr damit eure Fotos verbessern könnt.

Ausgewogenheit

Ein ausgewogenes Bild ist angenehm für das Auge und entsteht, wenn alles in einem Foto das gleiche optische Gewicht hat. Ausgewogenheit bedeutet nicht zwangsläufig Symmetrie. Vielmehr sollten die Objektive so platziert sein, dass sie sich im Bild sinnvoll ergänzen.

Ein einzelner Farbfleck in einem weißen Feld könnte ausgeglichen wirken. Eine Person kann durch den freien Bereich im Bild ausgeglichen werden. Das hängt ganz von dem Thema ab und was ihr vermitteln wollt.

Im Porträt unten wird das Motiv und der dunkle Bereich am unteren Rand des Bildausschnitts durch den freien Bereich und das Licht im oberen Bereich ausgeglichen. Das Motiv ist in der Mitte und das Geländer dahinter teilt das Bild in Abschnitte, die das Auge beim Blick nach oben gut erfassen kann.

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John Bogna

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Das steckt in der Kameratasche
Nikon magazine - Composition techniques
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Links/oben: D750 + NIKKOR AF-S 35mm f/1.4G, 1/320 s, f/2.8, ISO 300. Rechts/unten: Z6II + NIKKOR Z 35mm f/1.4, 1/125 s, f/1.4, ISO 160 ©John Bogna
Führungslinien

Führende Linien (oder seltener auch Leitlinien genannt) machen genau das, was ihr Name sagt: Sie leiten den Blick zum Motiv. Diese Linien können in der Natur vorkommen oder künstlich sein. Es kommt darauf an, wie ihr sie verwendet. Geländer, Türen und Gehwege können allesamt Führungslinien sein.

Im Foto oben werden die Linien der Bücherregale und Stützbalken verwendet, um den Blick auf das Motiv zu lenken. Außerdem rahmen sie das Motiv ein und betonen es.

Motiv zentrieren und mit der Drittelregel arbeiten

Wenn das Motiv zentriert ist, entsteht Symmetrie. So wird unbewusst vermittelt, was das Hauptmotiv ist. Wenn das Motiv den größten Teil des Bildausschnitts einnimmt, werden Ablenkungen vermieden. Diese Technik wird häufig bei Porträts verwendet.

Die Drittelregel teilt das Bild in ein Raster und richtet die Bildelemente innerhalb der Kästchen oder an den Schnittpunkten aus. Wenn Personen fotografiert werden, befinden sich die Köpfe normalerweise in der Mitte des Bildes, damit die Gesichtszüge optisch am stärksten zur Geltung kommen.

Auf dem Foto unten ist die Person in der Mitte und ihr Kopf ist im mittleren Kästchen des Rasters, was den Blick automatisch auf das Gesicht lenkt. Die Lüftungskanäle und Treppengeländer sind gleichzeitig auch Leitlinien.

Nikon magazine - Composition techniques
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Rechts/oben: D750 + NIKKOR AF-S 35mm f/1.4G, 1/1000 s, f/1.4, ISO 100. Links/unten: D750 + NIKKOR AF-S 50mm f/1.4G, 1/400 s, f/1.4, ISO 120 ©John Bogna
Muster und Strukturen

Wiederholungen und Strukturen können optisch interessant sein und Alltägliches ganz abstrakt wirken lassen. Unser Gehirn ist wie eine Maschine, die Muster erkennt. Deshalb fühlen wir uns zu Mustern in unserer Umgebung hingezogen.

Das Bild von dem Wolkenkratzer in der Innenstadt oben ist ein gutes Beispiel für ein sich wiederholendes Muster mit vielen kleinen Quadraten, die durch die Fenster entstehen.

Den Bildausschnitt füllen

Ihr müsst nicht immer das ganze Objekt im Bild zeigen. So könnt ihr euch auf ein Muster oder eine Struktur im Motiv konzentrieren oder interessante Details zeigen, die normalerweise nicht zu erkennen sind. Wenn das Motiv den Bildausschnitt komplett ausfüllt, wird der Blick ganz darauf gelenkt. So könnt ihr auf etwas außerhalb des Bildausschnitts hinweisen.

Unten habe ich den Bildausschnitt nur mit einer Kaffeetasse und der Tischplatte gefüllt. Es zwingt uns beim Betrachten, uns auf die Formen, Farben und Strukturen des Bildes zu konzentrieren – wie zum Beispiel die Blasen im Kaffee.

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Links/oben: Nikon Z6II + NIKKOR AF-S 50mm f/1.4G (mit Bajonettadapter II), 1/320 s, f/1.4, ISO 800. Rechts/unten: D750 + NIKKOR AF-S 35mm f/1.4G, 1/80 s, f/6.3, ISO 100 ©John Bogna
Tiefe und Fokus für mehr visuelle Spannung

Die Positionierung des Motivs setzt visuelle Akzente. Mit unscharfen Objekten im Hintergrund oder Vordergrund lässt sich Tiefe erzeugen und den Blick durch das gesamte Bild lenken.

Auf dem Foto oben sorgt der unscharfe Vordergrund für Tiefe und lenkt den Blick ganz natürlich auf die helleren Stellen im Bild und das Motiv, den DeLorean. Die Leinwand im Hintergrund sorgt für mehr Tiefe.

Verwendet diesen Leitfaden als Ausgangspunkt

Es gibt etwa sieben bis 30 Regeln zur Bildkomposition, je nachdem, wo man nachschlägt. Das sind aber keine starren Regeln. Es sind eher Richtlinien, um besser zu verstehen, wie Fotos funktionieren. Dann könnt ihr sie kreativ anwenden oder brechen.

Keine dieser Richtlinien gilt für alle Fälle. Mit der falschen Brennweite kann es komisch aussehen, wenn der ganze Bildausschnitt mit einem Porträt gefüllt ist. Aber bereits nur den Arm oder eine Hand einzubeziehen, kann ein interessantes Gleichgewicht und etwas Spannung erzeugen.

Wie bei fast allem in der Fotografie gilt auch hier: Probiert einfach aus, was euch gefällt. Wenn ihr euch in der Bildkomposition sicher genug fühlt, traut euch mal was Neues und brecht die Regeln.

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