Food-Fotografie im Restaurant

Die Reise- und Food-Fotografin Giulia Verdinelli gibt Tipps, wie man Bilder von Speisen im Restaurant köstlich aussehen lässt
Bilder von toll angerichteten Tellern in Restaurants sind eine super Möglichkeit, euer Portfolio aufzufrischen. Das Fotografieren in einer solchen Umgebung ist jedoch eine besondere Herausforderung. Das Licht ist oft schwach, der Platz begrenzt – und angemessenes Verhalten ist auch wichtig.
In über zehn Jahren als professionelle Food-Fotografin mit Top-Kunden wie National Geographic Food und vielen internationalen Michelin-Stern-Restaurants habe ich alle Fehler gemacht, die man machen kann, und daraus gelernt.
In diesem Artikel zeige ich euch effektive Tipps, wie ihr typische Herausforderungen meistert und euch im Restaurant die besten Food-Fotos gelingen – ohne eure Tischnachbarn zu nerven.
Sucht das beste Licht im Restaurant
Wenn ihr beim Restaurantbesuch vor allem Fotos machen wollt, ist die Mittagszeit am besten geeignet. Wenn ihr einen bestimmten Sitzplatz haben wollt, reserviert im Voraus oder kommt früh, um euch einen Platz am Fenster zu sichern. Setzt euch mit dem Fenster links oder rechts von euch. Seitenlicht funktioniert bei den meisten Motiven gut, verleiht dem Gericht mehr Tiefe und hebt die Struktur der Speisen hervor. Oder setzt euch an einen Tisch im Freien. Manchmal ergibt sich ein vorteilhaftes Lichtspiel.


In dunklen Restaurants den richtigen Platz aussuchen
Nachts oder in dunklen Räumen sollte man zuerst die Hauptlichtquelle ausfindig machen. Haltet die Hand knapp über den Tisch und schaut euch die Schatten an. Wenn sie direkt darunter liegen, ist das Licht direkt über euch. Es wird harte Schatten unter Speisen oder Tellern werfen und störende Reflexionen auf Geschirr und Besteck verursachen. Sucht euch einen Tisch, wo die Schatten seitlich fallen. Dieses Licht ist angenehmer, sorgt für mehr Tiefe und reduziert die Reflexion auf glänzenden Oberflächen.
Probleme mit Schatten mit Servietten beheben
Künstliches Licht in Restaurants wirft oft harte, dunkle Schatten. Nehmt etwas Weißes, wie eine Serviette, eine Speisekarte oder auch einen Teller, um das Licht auf das Motiv zurückzuwerfen. Das macht die Schatten weicher und gleicht den Kontrast aus, wenn eine Seite zu dunkel ist.


Kameraeinstellungen für schummrige Innenräume
Gute Ausrüstung ist ein großer Vorteil, wenn man in einer herausfordernden Restaurantumgebung fotografiert. Ihr braucht eine Kamera, die auch bei wenig Licht eine gute Leistung bringt. Meine erste Wahl ist die Nikon Z6II. Hohe ISO-Empfindlichkeiten können komfortabel verwendet werden – ohne Einbußen bei der Bildqualität. Bei Aufnahmen aus der Hand braucht ihr eine kurze Belichtungszeit, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden. Beginnt mit 1/125 s oder kürzer.
Licht ist oft knapp, deshalb ist es wichtig, so viel wie möglich reinzulassen. Lichtstarke Objektive wie das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S oder das NIKKOR Z 50mm f/1.8 S sind dabei eure besten Verbündeten. Stellt die Blende auf f/1.8 bis f/2.8 ein und fokussiert auf das Hauptelement des Gerichts. Verwendet bei Bedarf das integrierte Autofokus-Hilfslicht, um sicherzustellen, dass das Motiv scharf abgebildet wird. Beginnt mit der niedrigsten ISO-Empfindlichkeit, um die richtige Belichtung zu bekommen, und erhöht sie nach Bedarf.
Unterschiedliche Lichtquellen in Restaurants
Eine der größten Herausforderungen in Restaurants sind unterschiedliche Lichtquellen (wie LED- und Kunstlichtlampen), die das Motiv in seltsamen Farben erscheinen lassen. Die Nikon Z6II gleicht diese Farben gut aus, also stellt den Weißabgleich auf „Auto“. Fotografiert am besten im RAW-Format, damit ihr später noch gut Korrekturen vornehmen könnt.
Arbeiten an engen, überfüllten Tischen
Unruhige Hintergründe und Unordnung auf dem Tisch (Saucenflaschen, Salz- und Pfefferstreuer, zerknüllte Servietten) können im Bild ablenken. Achtet darauf, dass nichts im Bildausschnitt den Blick vom Gericht ablenkt, und arrangiert es neu (oder entfernt Störendes). Mit einem lichtstarken Objektiv, wie dem NIKKOR Z 50mm f/1.8 S, ist es einfach, den Hintergrund unscharf abzubilden und das Motiv aus dem Durcheinander herauszulösen.


Den besten Winkel für das Gericht wählen
Ein 45°-Winkel ist gut für die meisten Gerichte geeignet. Das ist der natürliche Blick, wie wir Speisen beim Essen sehen. Oft kommt so die Struktur und die Anrichtung gut zur Geltung. Ein Blick von oben eignet sich gut für flache Speisen wie Pizza und für enge Räume. Füllt den Bildausschnitt mit dem Motiv und schneidet Unnötiges oder Ablenkendes weg, damit die Komposition klar bleibt. Dank des neigbaren Bildschirms der Nikon Z6II könnt ihr dabei sogar sitzen bleiben. Höhere Speisen wie Burger oder gestapelte Pancakes sehen auf Augenhöhe besser aus, da so ihre Höhe und die Details besser zur Geltung kommen. Auch hier ist der neigbare Bildschirm super praktisch.
Wie ihr unauffällig bleibt und eure Nachbarn nicht nervt
Wenn ihr in einem Restaurant fotografiert, versucht, euch unauffällig zu verhalten. Hier kann die richtige Ausrüstung den Unterschied machen. Mit dem neigbaren Bildschirm der Nikon Z6II ist es einfach, aus verschiedenen Winkeln zu fotografieren, ohne aufstehen zu müssen. Ein vielseitiges Zoomobjektiv wie das NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S ist ein weiteres wertvolles Tool, um verschiedene Kompositionen einzufangen, ohne dass ihr stehen, herumschleichen oder die Mahlzeit der Nachbarn stören müsst.


Tipps für die Nachbearbeitung
Auch wenn ihr diese Tipps befolgt, kann eine Bearbeitung den Bildern noch den letzten Schliff geben. Beginnt mit der Feinabstimmung des Weißabgleichs. Gemischte Lichtquellen können Speisen einen orangefarbenen, grünen oder magentafarbenen Farbton verleihen. Nehmt eine Probe von einem neutralen Bereich wie einem weißen Teller oder einer Serviette. Oder passt die Einstellungen manuell an, bis die Farben natürlich wirken und das Essen appetitlich aussieht. Wenn das Licht schwach war, erhöht die Belichtung und hebt die Schatten leicht an, um Details in dunklen Bereichen wiederherzustellen. Die Nikon Z6II behält auch bei hoher ISO-Empfindlichkeit Qualität und Schärfe bei, aber ein Anheben der Belichtung in der Nachbearbeitung kann Bildrauschen sichtbar machen. Bei Bedarf könnt ihr die Qualität mit der Rauschunterdrückungsfunktion wiederherstellen.
Mit der richtigen Vorbereitung, dem bestmöglichen Licht und ein paar wichtigen Kameraeinstellungen könnt ihr technische Entscheidungen mit den realen Gegebenheiten in Einklang bringen.
Und wenn das Bild im Kasten ist, legt die Kamera weg und genießt das Essen.
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