f/1.4: Eine neue Dimension des Lichts

Dom Salmon Technologie und Know-how12 Juli 20256 Minuten Lesezeit
Nikon magazine

Meistert die Offenblende f/1.4 einer lichtstarken Festbrennweite für die kreative Fotografie.

Wenn ihr von einem Kit-Objektiv wie dem 24-70-mm-Zoomobjektiv (so nützlich es auch ist) auf etwas „Professionelleres“ umsteigen möchtet, lohnt sich die Investition in ein lichtstarkes Festbrennweitenobjektiv. Beispielsweise das NIKKOR Z 35mm f/1.4 oder das NIKKOR Z 50mm f/1.4 könnten eine echte Bereicherung für eure Foto- oder Videografie sein.

Aber weshalb ist die Blende so wichtig? Viele Foto- und Video-Enthusiasten wissen, wie die Brennweite mit dem Sichtfeld zusammenhängt. Sie wissen zwar, was Weitwinkel und Tele sind, aber die kreativen Möglichkeiten, die eine superlichtstarke Blende bietet, ist ihnen oft nicht klar. Ein f/1.4 kann mehr als alles heller machen!

Dank des größeren Durchmessers des Nikon-Z-Bajonetts (im Vergleich zum bisherigen F-Bajonett), ist eine Lichtstärke von 1:1.4 einfacher zu erreichen. Deshalb werden Objektive mit einer Blende, die früher nur den allerbesten Modellen vorbehalten war, günstiger.

Die superweite Blendenöffnung sorgt für eine erstaunliche Hintergrundseparation, großartige Performance bei wenig Licht und kreative Tiefenschärfeeffekte – und kann eure Aufnahmen zu wahrhaft kinoreifen Bildern machen.

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Dom Salmon

Writer and Photographer

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Das steckt in der Kameratasche

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Jacqueline in ihrem Atelier JHA Porcelain in Florenz. Mit so einer tollen Tiefenschärfe könnt ihr die Schärfe eures Motivs richtig gut zur Geltung bringen und gleichzeitig den Hintergrund und den Vordergrund unscharf machen (wie im ersten Bild).

Was macht f/1.4 so großartig?

Dank der Lichtstärke von 1:1.4 lässt das Objektiv deutlich mehr Licht rein als Standard-Zoomobjektive, die oft bei 1:3.5 oder 1:4 anfangen. Die Offenblende eröffnet neue kreative Möglichkeiten.

  • Geringe Tiefenschärfe: Schöne Motivisolierung mit traumhaftem Bokeh.
  • Hervorragende Leistung bei wenig Licht: Brillante, rauschfreie Bilder in dunklen Umgebungen.
  • Kürzere Belichtungszeiten: Bewegungen einfrieren, ohne die ISO-Empfindlichkeit erhöhen zu müssen.

Soweit, so gut – aber wo wird das eingesetzt?

Wunderbar traumhaft

Eines der stärksten Verkaufsargumente für f/1.4 ist die sehr geringe Tiefenschärfe. Bei Porträts bedeutet das, dass das Motiv klar im Mittelpunkt steht und der Hintergrund in einer sehr sanften Weichzeichnung verschwimmt. Das gilt aber nicht nur für Porträts. Auch bei Produktfotos wird das Verkaufsobjekt so wirkungsvoll in Szene gesetzt.

Auch für Videos ist das ein beliebter Look. Ein scharfes Motiv vor einem unscharfen Hintergrund wirkt cineastisch. Genau das erzeugt Apple digital im Kino-Modus der iPhone-Kamera.

Tipp: Haltet beim Fotografieren einen komfortablen Abstand zum Motiv und achtet darauf, dass die Augen scharf sind. Die Tiefenschärfe bei f/1.4 kann äußerst gering sein. Deshalb schaltet auf jeden Fall die Motivverfolgung ein.

Wie tief kannst du gehen?

Eine Blende von f/1.4 ist ein Muss für Fotos und Videos bei wenig Licht. Sie ist eine große Hilfe, wenn man oft in Innenräumen arbeitet, ein Projekt nächtliche Szenen braucht – oder einfach an allen Orten mit wenig Licht. Wenn man Lampen oder Blitzgeräte mitschleppen muss, kann das die Spontaneität der Aufnahmen beeinträchtigen. Außerdem wird die Szene dann mit einer Lichtquelle beleuchtet, die nicht „dazugehört“, sodass es sich plötzlich anders anfühlen kann.

Tipp: Obwohl wir uns an winzige Bilder in den sozialen Medien gewöhnt haben, hasse ich Bildrauschen in meinen Fotos oder Videos. Wenn ihr bei wenig Licht mit f/1.4 fotografiert, setzt die ISO-Empfindlichkeit der Kamera clever ein. Ich fange immer mit einer niedrigeren ISO-Empfindlichkeit an und erhöhe sie nur, wenn es nötig ist. So vermeidet ihr übermäßiges Bildrauschen und könnt eure Aufnahmen später viel flexibler bearbeiten.

Geringe Tiefenschärfe, tiefgründige Story

Für Videograf:innen öffnet f/1.4 neue Möglichkeiten für das Storytelling: Der Blick wird gelenkt und Szenen erhalten mehr Tiefe. Die Freistellung des Motivs vom Hintergrund ist ideal für Interviews oder Szenen mit Dialogen, da der Hintergrund zwar da ist, aber weniger vom Geschehen ablenkt.

Ihr könnt richtig kreativ werden. Das weiche Bokeh und die Unschärfe können ein impressionistisches Bild ergeben. Nachts kann das in Straßenszenen sehr beeindruckend aussehen, wenn all die bunten Lichter von Geschäften und Straßenlaternen zu abstrakten Formen verschwimmen.

Tipp: Haltet einen komfortablen Abstand zum Motiv, um mehr Kontrolle über die Tiefenschärfe zu haben.

Actionaufnahmen

Dank des vielen einfallenden Lichts könnt ihr wirklich kurze Belichtungszeiten nutzen. So ist es eine hervorragende Wahl für Actionaufnahmen sowohl bei Tageslicht als auch bei wenig Licht. Vergesst nicht, dass ihr mithilfe der geringen Tiefenschärfe das „Einfrieren“ der Action scheinbar verstärken könnt, indem ihr das Motiv aus dem unscharfen Hintergrund hervorhebt. So ziemlich jedes großartige Sportfoto ist ein einziger Moment, scharf vor einem verschwommenen Hintergrund. Dafür braucht ihr jedoch kein teures 600-mm-Objektiv, das zwei Leute tragen müssen!

Wählt euer ein Motiv für den Autofokus – Gesichter, Tiere, Autos usw. – und verfolgt die Action. Ob die Kinder im Garten beim Spielen oder der Hund auf der Wiese tobt: Steckt eine Karte mit genügend Speicherplatz in die Kamera und fotografiert drauf los. Am Anfang macht ihr wahrscheinlich Unmengen an Fotos. Mit etwas Übung, einem großartigen Autofokus und einer kurzen Belichtungszeit werdet ihr bald lernen, den richtigen Moment zu erkennen.

Tipp: Wenn ihr f/1.4 für Actionaufnahmen verwendet, nutzt den Serienbildmodus, um die Chance auf das perfekte Bild zu erhöhen.

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Ein Blumenmarkt in Florenz. Verwendet diese schöne Unschärfe, um ein Bild im Bild zu erstellen.

Kreative Kompositionen

Das ist der Hauptgrund, warum ich die Herausforderung mit f/1.4 gesucht habe. Die beiden neuen 35-mm- und 50-mm-Objektive von NIKKOR sind ein großartige Festbrennweiten, auf die ich mich verlassen kann. Eine offene Blende ist nicht nur für Porträts und wenig Licht gut – sie macht eure Bilder auch tiefer und künstlerischer. Sie bringt euch dazu, wichtige Ebenen in einem Bild zu schaffen und Fragen zu stellen, wie: „Was muss ich scharfstellen, damit mein Publikum das Motiv schnell versteht?“, „Was lenkt ab, was möchte ich unscharf machen?“ oder „Wie kann ich unscharfe Elemente nutzen, um Action oder mein Motiv in Szene zu setzen?“

Tipp: Wenn der Hintergrund ablenkt, geht näher ran und verwendet f/1.4. So wird er unscharf, lässt aber noch erkennen, was es ist. Zum Beispiel könnte man eine Galeristin scharf im Fokus sehen, und Bilder im Hintergrund erkennen, auch wenn sie nicht im Fokusbereich sind. Das sagt schon viel über sie und verrät, was die Person macht.

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Straßenmusikerin in Florenz. Vertraut dem Autofokus und wählt eine sehr kurze Belichtungszeit, um die Action einzufrieren.

Tiefer gehen

Blende f/1.4 ist ein fantastisches Tool, aber nicht immer die beste Wahl für jede Situation. Und es kann in der Bedienung schwierig sein. Manchmal kann ein leichtes Abblenden (auf f/2 oder f/2.8) Schärfe und Tiefenschärfe drastisch verändern. Mit wenigen Stufen könnt ihr schon den Fokus viel besser ausrichten. Das ist praktisch, wenn ihr unter Druck steht.

Situationen, in denen ich einen etwas größeren Fokusbereich brauche, sind zum Beispiel Gruppenporträts, wo viele Gesichter scharf sein müssen, und Landschaften, wo eine sehr geringe Tiefenschärfe eine interessante Abwechslung zum üblichen superscharfen Weitwinkelbild bieten kann. Aber wenn der Fokusbereich zu gering ist, wird ein zu großer Teil des Bildes unscharf und überflüssig.

Behaltet auch Porträts im Auge (im wahrsten Sinne des Wortes) und probiert herum. Ein einzelnes Auge im Fokus ist echt cool, aber nutzt auch andere Elemente, die dem Motiv mehr Persönlichkeit geben können.

Tipp: Verwendet die Zeitautomatik, um je nach Szene schnell zwischen f/1.4 und kleineren Blenden umzuschalten.

Welches macht das Rennen? 35 mm oder 50 mm mit f/1.4?

Das ist eine persönliche Entscheidung und es gibt kein „richtiges“ Objektiv für den Anfang. Wenn ihr euer erstes f/1.4-Objektiv anschaffen wollt, würde ich die beiden so vergleichen:

  • Wenn ihr ein vielseitigeres Sichtfeld für Weitwinkelaufnahmen und auch Porträts sucht, empfiehlt sich das NIKKOR Z 35mm f/1.4.
  • Wenn ihr nähere Porträts und extreme Hintergrundunschärfe wollt, wählt das NIKKOR Z 50mm f/1.4.

Tipp: Diese beiden Festbrennweitenobjektive sind ein großartiges Duo für Videos. Wenn ihr beide in einem Video verwendet, habt ihr mehr kreative Flexibilität bei der Komposition, aber das gleiche „Feeling“, wenn ihr zwischen den beiden schneidet.

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Linfa Studio Gallery in Florenz. Ein 35 mm mit einer beeindruckend geringen Tiefenschärfe kann Nahaufnahmen einen filmischen Touch verleihen und B-Roll-Aufnahmen besonders eindrucksvoll machen.

Macht es groß

Ein lichtstarkes f/1.4-Objektiv ist eine der besten Investitionen in eure Foto- und Videografie. Ob atemberaubende Videos in Kinoqualität, wunderschöne, natürliche Porträts oder stimmungsvolle Bilder selbst in dunkelsten Innenräumen – mit dieser extrem hohen Lichtstärke öffnet sich eine Welt voller kreativer Möglichkeiten.

Wenn ihr euch die Inhalte auf euren Smartphones und Laptops noch mal anseht, werdet ihr feststellen, dass die extrem weiten Blickwinkel und die sehr kleine Blende der Smartphones eine digitale Welt um uns herum geschaffen haben, die superscharf und sehr kantig ist. Aber als analoge Kreaturen sehen wir die Welt nicht so.

Wenn ihr total verliebt seid, ist dann nicht alles andere nur noch Nebensache im Vergleich zu dieser einen Person, die im Mittelpunkt eurer Wahrnehmung steht? Das ist f/1.4 im wahren Leben!

Also entspannt euch, seid offen und lasst eurer Kreativität freien Lauf.

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