Die analoge Challenge mit der Nikon Zf: 24 Bilder und keines mehr

Nikon Team Reportagen und Straßenfotografie25 Nov. 20254 Minuten Lesezeit
Max Streich Nikon magazine

Mit praktisch unbegrenztem Speicher und schnellen Aufnahmeserien sprengen Nikon Z-Kameras die Grenzen analoger Filmrollen. Was, wenn wir nur 24-mal den Auslöser drücken dürfen? Street-Fotograf Maximilian Streich hat für uns die Probe aufs Exempel gemacht …

Welche Geschichte lässt sich erzählen, wenn der Auslöser nur 24 Mal betätigt werden darf? Wir haben den Berliner Nikon-Creator Maximilian Streich aufgefordert, es herauszufinden. Mit seiner Nikon Zf und einem NIKKOR Z 40mm f/2 SE ist Maximilian einen Tag quer durch Berlin getingelt. Auf dieser Reise von West nach Ost gab es eine einfache Regel: Er durfte nur 24 Mal auf den Auslöser drücken. Heute unvorstellbar, doch zu analogen Zeiten passten nur 24 Bilder auf einen Film. Diese kreative Beschränkung half Max, noch genauer hinzusehen und die Farben, Silhouetten und Schatten, für die er so bekannt ist, mit Bedacht auszuwählen. Wir begleiten ihn 24 Bilder lang …

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Foto 1: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE, 1/200 s, f/5, ISO 200, ©Max Streich

Ich habe meine Tour morgens begonnen. Das erste Foto entstand auf der Treppe einer U-Bahn-Station in Charlottenburg, dem Bezirk, in dem ich wohne. Ich wollte bei dieser Challenge möglichst achtsam und bewusst vorgehen. Mein Ziel war es, Szenen zu entdecken, die meine Heimatstadt und ihre vielfältige Architektur einfangen.

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Fotos 2 und 3: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/1000 s, f/5, ISO 400. Rechts: 1/640 s, f/5, ISO 800, ©Max Streich

Im Laufe der Jahre habe ich ein Auge für Details entwickelt und gelernt, mich unauffällig einzufügen. Ich bin ein Passant, der beobachtet und zusieht, wie sich Szenen entfalten, bevor ich sie einfange. Das ist in Deutschland schwieriger als anderswo, da ich aufgrund des Rechts am eigenen Bild vermeide, Gesichter zu fotografieren. Ich neige zu einem farbenfrohen Stil. Waren anfangs vor allem Stimmung, Wetter und Regen meine liebsten Motive, achte ich jetzt in erster Linie auf Licht, Schatten und komplexe Reflexionen. Ich mag es, wenn man nicht auf den ersten Blick sieht, was ein Bild zeigt. Das Bild soll später beim Betrachten dazu anregen, entschlüsselt zu werden. Wie in diesem Beispiel, in dem der Mann im Spiegel des Rollers zu sehen ist.

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Foto 4: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE, 1/1600 s, f/5, ISO 800, ©Max Streich

Beim Foto mit dem Oldtimer ist der Bildausschnitt nicht perfekt gewählt. Aber mir war in diesem Moment wichtig, den entscheidenden Augenblick festzuhalten: Eine Braut, die ein Selfie im Auto macht.

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Fotos 5 und 6: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/2000 s, f/5.6, ISO 800. Rechts: 1/1250 s, f/7.1, ISO 200, ©Max Streich

Ich liebe die zentrale Perspektive des linken Bildes. Sie spricht Betrachtende direkt an. Der Park auf der rechten Seite liegt in der Nähe meiner Wohnung. Mir gefällt der Brunnen als Kulisse für die Silhouette davor.

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Fotos 7 und 8: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/1250 s, f/6.3, ISO 200. Rechts: 1/, f/, ISO, ©Max Streich

Das hier ist schon fast eine Action-Aufnahme. Ich wollte den Skateboarder unbedingt ablichten. Die große Herausforderung war, die Bewegung mit nur einem Druck auf den Auslöser zu erfassen. Also habe ich beobachtet, wie der Skater diesen Move immer wieder ausprobierte.

Street-Fotografie lehrt uns, menschliches Verhalten zu beobachten und vorherzusagen. Ich hatte die passenden Kameraeinstellungen vorbereitet und konnte ihn so vor der goldenen Fassade der Berliner Philharmonie festhalten. Ich liebe die scharfe Abgrenzung zwischen dem blauen Himmel und der goldenen Fassade.

Fotos 9, 10, 11: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/400 s, f/3.5, ISO 200. Mitte: 1/160 s, f/3.5, ISO 200. Rechts: 1/125 s, f/3.5, ISO 200, ©Max Streich

Diese Aufnahmen habe ich am Potsdamer Platz geschossen. Sie enthalten die für mich so typischen Reflexionen und leuchtenden Farben. Solche Bilder mag ich sehr! Das Selfie konnte ich mir einfach nicht verkneifen! Ich wollte auch den Retro-Look der Zf festhalten, um den Artikel persönlicher zu gestalten. Die farbigen Lichter gehören zu einer Urban-Art-Installation. Das Licht bricht sich wunderbar in der Scheibe. Ich habe darauf gewartet, dass ein paar Leute ins Bild kommen, um es interessanter zu machen. Diese Reflexionen sind nicht in der Nachbearbeitung entstanden. Sie waren in der Aufnahme bereits zu sehen.

Ich habe etwa 15 Minuten an diesem Ort verbracht. Ich nehme mir gern viel Zeit, wenn ich an einer Szene arbeite. Aber dann hätte ich die Challenge nicht an einem Tag geschafft. Also habe ich schneller als sonst gearbeitet. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. Wenn man nur 24 Fotos machen darf, nimmt man die Szenen viel bewusster wahr.

Fotos 12, 13, 14: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/640 s, f/3.5, ISO 200. Mitte: 1/2500 s, f/5, ISO 200. Rechts: 1/1000 s, f/5, ISO 200, ©Max Streich

Die Aufzüge bilden einen starken Kontrast zu den farbenfrohen Bildern oben. Ich kann damit die Vielfalt der Architektur zeigen, die direkt neben dem Potsdamer Platz zu finden ist.

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Fotos 15 und 16: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/2000 s, f/5, ISO 200. Rechts: 1/2000 s, f/5, ISO 200, ©Max Streich

Im Regierungsviertel habe ich dieselbe Szene aus zwei Perspektiven dokumentiert. Das Schlüsseldetail, das dieses Bild für mich zu etwas Besonderem macht und den entscheidenden Moment darstellt, ist die erhobene Hand der Person oben. Ich habe ausnahmsweise ein zweites Foto gemacht, um einerseits das entscheidende Detail einzufangen und andererseits die Herausforderung zu demonstrieren, mit einer begrenzten Anzahl von Bildern zu arbeiten. Die Geste der Frau im zweiten Bild macht es sehr viel dynamischer. Ich habe den Bildausschnitt so angepasst, dass der Blick beim Betrachten auf die Menschen gelenkt wird. Die zweite Aufnahme ist stärker. Sie hat sich für mich gelohnt, denn sie erzählt die Geschichte und zeigt, wie ich an die Sache herangehe.

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Fotos 17 und 18: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/1600 s, f/5, ISO 200. Rechts: 1/1000 s, f/5, ISO 200, ©Max Streich

Diese Brücke vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus und der Weg entlang der Spree markieren den Verlauf der Berliner Mauer. Die Regierung nutzt Gebäude auf beiden Seiten des Flusses. Es war mir wichtig, diesen Aspekt in meinem Streifzug von West nach Ost abzubilden. In diesem Moment macht jemand ein Selfie mit dem Bären – dem offiziellen Maskottchen Berlins. Mir gefällt der Fernsehturm im Hintergrund, aber auch, dass es so aussieht, als hätte die Person einen Bärenkopf!

Fotos 19, 20, 21: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/160 s, f/5, ISO 200. Mitte: 1/5000 s, f/2.5, ISO 400. Rechts: 1/800 s, f/5, ISO 400, ©Max Streich

Wir sind im Osten in der Nähe des Alexanderplatzes. Der stalinistische Stil der 1950er-Jahre ist deutlich kontrastreicher. Im mittleren Bild sieht man die markante Architektur in Kombination mit Blumen. Eine offene Blende von f/2.5 resultiert in einer kreativeren Aufnahme. Mir gefallen die verschiedenen Ebenen: die schwebenden Blumen, die Architektur, die Frau, die mit ihrem Hund spielt. Links erkennt man die Grobheit der Gegend. Ich mag, wie das Licht durch die Wolken bricht und reflektiert wird. Hier habe ich ein paar Schritte rückwärts gemacht, um mehr Inhalt zu erfassen.

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Fotos 22 und 23: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE. Links: 1/6 s, f/6.3, ISO 400. Rechts: 1/8 s, f/16, ISO 100, ©Max Streich

Für das Foto der Straßenbahn habe ich im manuellen Modus eine Belichtungszeit von 1/6 Sekunde gewählt. Ich wollte Bilder gestalten, die sich kreativer anfühlen. Das Bild rechts zeigt eine Gruppe von Läufern mit bunten Fackeln in der Nähe der Museumsinsel. Die Atmosphäre hat mich fasziniert. Ich überlegte, ob ich ein eher abstraktes Ergebnis will oder die Szene doch einfrieren soll. Letztendlich habe ich 1/8 Sekunde gewählt und einen Ausschnitt gewählt, in dem die Läufer sowohl im Vorder- als auch im Hintergrund zu sehen sind. Vor zehn Jahren hätte ich diese Aufnahme gelöscht, aber heute halte sich sie für einen besonders gelungenen Shot. Ich denke, der Trend in der Street-Fotografie geht zum Unvollkommenen.

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Foto 24: Zf + NIKKOR Z 40mm f/2 SE, 1/60 s, f/7.1, ISO 100, ©Max Streich

Die letzte Aufnahme. Zum Glück bei einem goldenen Sonnenuntergang. Ich hatte von Anfang an geplant, das letzte Foto am Berliner Dom zu machen. Allerdings hatte ich eine Nachtaufnahme im Sinn, falls das Licht nicht gut zu mir wäre. Doch dann, gerade als ich einen Happen essen wollte, kam dieses Ausflugsboot vorbei. Der Regenschirm erweckte sofort meine Aufmerksamkeit. Alles harmonierte mit dem goldenen Licht, sodass eine Geschichte mit vielen Detail entstand. Es war das perfekte Motiv für den Abschluss des Tages.

Tipps vom Profi
Unterwegs in geheimer Mission

Mit der Nikon Zf und dem NIKKOR Z 40mm f/2 SE bleibt man unauffällig. Das passte hervorragend zu dieser analogen Herausforderung. Mit dem Klappbildschirm sind Aufnahmen möglich, ohne dass man die Kamera ans Auge heben muss. Die Einstellräder ermöglichen den direkten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen. Kein Blick auf den Bildschirm. Keine Ablenkung. Alles bleibt im Flow.

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Maximilian mit der Nikon Zf und dem NIKKOR Z 40mm f/2 SE

Aufnahmeserien deaktivieren

In vielen meiner Fotos sind entscheidende Momente festgehalten. Für gewöhnlich nehme ich mehr Blickwinkel oder Bilder auf, als ich benötige. Vor der Nachbearbeitung bewerte ich die Bilder per Tastendruck. Bei dieser Challenge musste ich mir enge Grenzen setzen und meinen Auslösefinger zügeln. Es war fast, als hätte ich eine Nikon FM2 in den Händen. Seit meinem Umstieg auf digital war es das erste Mal, dass ich zu dieser optischen Erfahrung zurückgefunden habe: Ein Druck auf den Auslöser. Ein Klicken. Ein Bild.

Ich habe Aufnahmeserien deaktiviert und exakt ein Foto pro Szene geschossen. Dabei entsteht vielleicht nicht das stärkste Bild, aber dafür kann ich eine Geschichte erzählen.

Der letzte Schliff

Ich mag authentische Bilder und ändere möglichst wenig. Vielleicht eine kleine Tonwertanpassung in Adobe Lightroom oder ein wenig Filmkörnung, um das Analoge der Challenge herauszuarbeiten. Ich versuche, Bilder so aufzunehmen, wie ich sie sehe. In der Nachbearbeitung nehme ich dann nur kleine Verbesserungen vor.

Würde ich diese Herausforderung noch einmal annehmen? Auf jeden Fall! Aber nicht jeden Tag.

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