Licht, Struktur, Dramatik: Lyonel Stiefs Masterclass für das NIKKOR Z 35mm f/1.2 S

Wir haben Lyonel Stief gebeten, für ein Porträt-Shooting nur ein Objektiv zu verwenden: das neue NIKKOR Z 35mm f/1.2 S. Für Fotos voller Tiefe, Dramatik und Details.
Von Waldnymphen bis hin zu Eisköniginnen, von Piratenbräuten bis hin zu Phantomgestalten: In Lyonel Stiefs dynamischen Porträts finden Science-Fiction- und Fantasy-Charaktere sowie Märchenfiguren ihren Platz. Wer seine Werke betrachtet, hat das Gefühl, als würde das Model gleich die Hand ausstrecken. Als erfahrener Choreograf und Mediengestalter betrachtet der in Deutschland lebende Künstler die Fotografie als Theaterstück. Bei seinen Fotosessions erweckt er die Bühne zum Leben: Kostüme, Ausdruck, Musik, Farbe und Bewegung vereinen sich in einer lebendigen Komposition. Lyonel will in seinen Porträts keinen flüchtigen Moment festhalten, sondern magische Augenblicke inszenieren. Dieser Anspruch macht ihn zum perfekten Nikon-Creator. Wir haben ihn gebeten, das neue NIKKOR Z 35mm f/1.2 S auszuprobieren. Dieses Objektiv ist ideal, um Strukturen und Muster ins Rampenlicht zu rücken, aber auch, um lebensechte Nuancen wiederzugeben.

„Das hier war früher mein Requisitenraum. Ich habe ihn rot gestrichen, damit ich hier Sets im historischen Stil inszenieren kann. Dazu gehören auch Kronleuchter und so weiter. Meine Inspiration für das neue Objektiv galt mehr dem Raum selbst als dem Model.“
Atmosphäre schaffen
„Ich fange keine Augenblicke ein, sondern ich erschaffe sie“, sagt Lyonel, als er eine Szene zeigt, die der Leinwand eines großen Meisters vergangener Jahrhunderte entsprungen zu sein scheint. Sein Model mit der weißen Turmfrisur (natürliche eine Perücke), dem perlenbesetzten Samtkleid und der Medici-Halskrause sitzt mit geheimnisvollem Gesichtsausdruck da. Der Raum ist mit weinroten Stoffen dekoriert. Die Dunkelheit scheint einzig von flackernden Kandelabern erhellt zu werden. „Mein erster Gedanke gilt dem Motiv. Wen oder was soll mein Model heute darstellen?“, erklärt Lyonel. „Dann kommt die zweite Hauptfigur ins Spiel – das Licht. Das Licht sorgt für die gewünschte Atmosphäre. Licht ist das Medium, das uns mit unserer Umgebung verbindet. Wenn sich das Licht ändert, verändert sich auch der Kontext. Alles wird anders. Es definiert die Stimmung des gesamten Werks. Darum ist es so wichtig, das richtige Licht zu kreieren.“
Gemälde aus Licht
Wer malt, beginnt normalerweise mit einer leeren weißen Leinwand. Ganz anders Lyonel. Er startet immer mit Dunkelheit. „Ich stelle mir die Frage: Was soll im Gesicht zu sehen sein? Wie hart oder weich sollen die Schatten sein?“, sagt er. „Meine Bilder leben von der Dunkelheit, das ist ganz typisch für mich. Und ich liebe klar definierte Schatten. Wenn ich mir darüber klar bin, welches Licht ich haben will, füge ich es Schritt für Schritt hinzu.“
Für dieses Projekt wollte Lyonel unbedingt Kerzenlicht verwenden. Nur so konnte er die Atmosphäre schaffen, die er sich vorgestellt hatte. Aber der Schein trügt. „Kerzenlicht hat die Eigenart, dass die natürliche Lichtwirkung und Lichtfarbe der Flamme viel zu schwach sind, um sie zu bemerken“, erklärt er. „Darum habe ich eine orangefarbene LED hinter der Kerze platziert, um den warmen Schimmer vorzutäuschen, den die Flamme werfen würde. Das sieht im Gesicht des Models einfach realistischer aus. Hinzu kommt, dass das Kerzenlicht allein nicht stark genug für die Beleuchtung ist. Also habe ich ein sehr schwaches Hauptlicht aufgestellt. Es handelt sich um einen dauerleuchtenden Beauty Dish mit Raster und 40 cm Durchmesser. Ich habe ihn auf ein oder zwei Prozent eingestellt. Auf diese Weise bleibt das Licht sehr definiert. Es hebt lediglich das Gesicht und einen Teil des Oberkörpers hervor. Der Rest des Raums bleibt dunkel.“


Struktur erfassen
Lyonel ist der Meinung, dass die Beleuchtung entscheidend ist, wenn man Strukturen und Details herausarbeiten will: „Denkt immer daran, dass harte, definierte Lichtquellen Strukturen stärker betonen als große, weiche Lichtquellen“, sagt er. „Vermeidet es, das Hauptlicht direkt vor dem Motiv zu platzieren. Stellt es ein wenig seitlich auf, vielleicht in einem Winkel von 30 bis 45 Grad. So entsteht Dreidimensionalität. Seht es euch am Beispiel einer Kugel an. Erst, wenn ihr Seitenlicht hinzufügt und ein Schatten entsteht, erlangt die Kugel Struktur. Aus der Umgebung und aus sich selbst. Licht und Schatten machen die Struktur sichtbar.“
35 mm: die perfekte Brennweite
Das satte, geradezu dekadente Rot in Lyonels ehemaligem Requisitenzimmer in seinem Wiesbadener Atelier war das perfekte Setting für dieses Projekt. Der heimelige Raum ist ideal für pseudohistorische Inszenierungen wie diese. Zudem ließ sich hier auch das volle Potenzial des NIKKOR Z 35mm f/1.2 S austesten. Mit einer Lichtstärke von 1:1,2 konnte Lyonel das Model in den Fokus nehmen und es aus seiner Umgebung herausarbeiten. Trotzdem geht die Fülle des Raums nicht unter: „Ich war ganz gespannt auf das neue NIKKOR Z 35mm f/1.2 S. Die Brennweite passte einfach perfekt zu dieser Fotosession, zu mir und zu meinem Stil. 35 mm sind meine erste Wahl für Porträts wie dieses. Damit kann ich den Kontext der Umgebung und die Interaktionen mit ihr einfangen. Für Totalen, bei denen die Stoffe das Model vor einem einfachen Hintergrund von Kopf bis Fuß umschmeicheln, würde ich eine andere Brennweite wählen. Das gilt auch für Nahaufnahmen, denn 35 mm führen hier oft zu wenig schmeichelhaften Perspektiven. Aber für Halbtotalen vom Bauch aufwärts (oder auch von Kopf bis Fuß, wenn das Model sitzt), ist diese Brennweite perfekt.“


Blende f/1.2 ausreizen
Neben der Freistellung eröffnet die Blende f/1.2 Lyonel auch mehr kreative Möglichkeiten bei schwachem Licht. Ohne ein lichtstarkes Objektiv wäre es unmöglich, mit Kerzen als Lichtquelle zu arbeiten. „Bei schwachem Licht muss man normalerweise einen sehr hohen ISO-Wert einstellen. Aber mit diesem Objektiv konnte ich den ISO-Wert relativ niedrig halten, etwa ISO 160 bei 1/125 s“, erklärt er. „Für mehr Schärfe könnte ich abblenden. Aber in diesem Szenario und bei dieser Beleuchtung war die Offenblende genial. Zudem lässt der Fokusabfall den kleinen Raum größer wirken. Obwohl man viel näher dran ist, entsteht der Eindruck einer längeren Brennweite, sagen wir wie bei einem 85-mm-Objektiv. Ich bin auch beeindruckt von der robusten Verarbeitung des Objektivs. Die Qualität ist sofort spürbar, wenn man es in die Hand nimmt.“


Detailgenaue Anweisungen
Lyonel erklärt, dass in Verbindung mit einem solch speziellen Licht-Setup Präzision alles ist. Er muss die Beleuchtung exakt austarieren und das Model gut anleiten. „Bei einem so komplexen Licht-Setup wie diesem darf sich das Model kaum nach links oder rechts bewegen. Ich muss ganz genau sagen, wo und wie es posieren soll, damit die Teile im Licht bleiben, die ich im Licht haben will“, sagt er. „Das bedingt eine ganz andere Arbeitsweise als mit einer riesigen Softbox oder natürlichem Licht. Die freie Bewegung ist hier praktisch nicht möglich. Zum Glück bietet dieses Objektiv mit einer Lichtstärke von 1:1,2 in der Fokusebene eine relativ hohe Tiefenschärfe. Das erlaubt mir, auf mehr als nur die Augen scharfzustellen.“
Lyonel erklärt, dass der Schlüssel zum Erfolg darin liegt, groß anzufangen. Dann arbeitet man sich Schritt für Schritt zu den kleinen Details vor. „Ich versuche, meine Motive möglichst parallel zur Kamera auszurichten, damit ich Details sowohl im Gesicht als auch am Oberkörper herausarbeiten kann“, berichtet er. „Den Fokus setze ich schon immer manuell. Am Anfang lege ich fest, wie und wo das Model sitzen soll. Dann geht es an die Haltung von Oberkörper, Händen, Kopf und Schultern. Danach konzentriere ich mich auf die Nase und die Neigung des Kopfes. Die Neigung des Kopfes ist wahnsinnig wichtig! Bei sehr kleinen Lichtquellen, zum Beispiel einem Beauty Dish, hat eine veränderte Neigung großen Einfluss. Darum sind für mich die Nasenspitze und die Neigung des Kopfes die beiden wichtigsten Achsen in der Porträtfotografie. Ganz zum Schluss kümmere ich mich um die Augen und die Lippen.“

Lyonels Tipps für dramatische Porträts mit viel Struktur
- „Wählt ein Material, das euch inspiriert. Dabei kann es sich um abstrakte Materialien handeln, die das Gesicht umgeben, um ein faszinierendes Kleid oder um die Einrichtung des Raums. Legt dann den Bildausschnitt so fest, dass das Material betont wird. Für dieses Kleid war die Halbtotale mit 35 mm Brennweite perfekt. Wäre ich weiter weg, würden die Details verloren gehen. Wäre ich näher dran, würde ein Teil der Geschichte fehlen. Je feiner strukturiert der Stoff, desto näher müsst ihr heran. Je einfacher, dünner oder unstrukturierter der Stoff, desto eher könnt ihr euch weiter vom Motiv entfernen.“
- „Eine großartige und einfache Möglichkeit, strukturierte Stoffe zu zeigen, ist ein Porträt im Liegen. Das Model muss sich hinlegen. Dann drapiert ihr das Material um das Model herum und nehmt ein Bild von oben im 90°-Winkel auf. Die Schwerkraft wird zu eurem Freund und der Stoff bleibt ohne Tricks so liegen, wie ihr es wollt.“
- „Wählt eine Umgebung, die eine gewisse Tiefe verleiht. Das ist wichtig, damit der klassische 35-mm-Look funktioniert. Eine Möglichkeit besteht darin, dem Model etwas zu geben, mit dem es interagieren kann: einen Stuhl, einen Tisch oder eine Requisite.“
- „Bereitet eure Ausrüstung vor. Trefft alle technischen Entscheidungen, bevor das Model eintrifft. Damit meine ich den Schauplatz, die Beleuchtung und die Kameraeinstellungen. Nach Ankunft des Models solltet ihr ein Testfoto machen, um eure Einstellungen zu überprüfen. Danach könnt ihr euch auf die Posen konzentrieren. Beginnt mit der Grundhaltung. Rückt dann Schultern, die Kopfneigung und ganz zum Schluss Augen und Lippen ins rechte Licht. Denkt immer daran: Die Kopfneigung beeinflusst die gesamte Komposition!“
- „Wenn ihr Strukturen betonen möchtet, müsst ihr ein härteres Hauptlicht verwenden. Eine weiche Lichtquelle bringt euch hier nicht weiter. Stellt das Hauptlicht seitlich im Winkel von etwa 30 bis 45 Grad auf, um für mehr Dreidimensionalität zu sorgen.“
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