Habt ihr das Zeug zur Königsklasse des Motorsports?

Clive Mason Sport und Action 19 Okt. 20238 Minuten Lesezeit
Clive Mason assets for Nikon magazine F1 article.

Zur Feier der Markteinführung unseres neuen sporttauglichen Supertele-Zoomobjektivs, des NIKKOR Z 180-600mm f/5.6-6.3 VR, haben wir uns mit Nikon-Ambassador und F1-Fotograf Clive Mason zusammengesetzt. Clive ist Senior Sports Photographer bei Getty Images und offizieller Formel-1-Fotograf. Uns verrät er seine Tipps und Tricks und erzählt von seinen Anfängen als Fotograf

Nikon Magazin: Wie bist du dazu gekommen, Autos zu fotografieren? Wie bist du zur Formel 1 gelangt?

Clive Mason: In den späten 1980er-Jahren lebte ich in Northampton in England und arbeitete bei einer lokalen Zeitung. Weil es zu meinem Gebiet gehörte, wurde ich zum Rennen nach Silverstone geschickt – dem Grand Prix von Großbritannien. Mir gefiel es, Autos zu fotografieren. Als ich 1994 dann bei Allsport (heute Teil von Getty Images) anfing, wollte man wissen, ob ich schon einmal Autos fotografiert hätte. Eines führte zum anderen – und so wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte, den Grand Prix zu dokumentieren!

Mein erster Grand Prix war in Japan. Ich hatte bisher nur in Silverstone fotografiert– ihr könnt euch also meine Aufregung vorstellen. Danach kamen einige Grand Prix in Europa. Im Jahr 2000 haben wir einen Vertrag mit Shell Oil, dem offiziellen Schmierstofflieferanten von Ferrari, unterschrieben. Man fragte mich, ob ich jedes Rennen in Zusammenarbeit mit Shell Oil fotografieren wollte. Das war mein Durchbruch in der Formel 1.

Am bekanntesten bin ich für meine Formel-1-Fotografie, nehme aber auch viele andere Sportarten auf – Rugby, Fußball, Tennis und Kricket zum Beispiel. Ich bin ein Allrounder in der Sportfotografie – ganz so, wie ich es sein wollte.

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Dann bist du wohl ein echter Sportsfan?

Mir ist es wichtiger, die einzigartigen Momente des Sports einzufangen, als komplett in ihn einzutauchen. Ich verfolge und verstehe die jeweiligen Sportarten natürlich. Aber ich will sie aus meiner ganz eigenen Sicht fotografieren. So laufe ich nicht Gefahr, mich zu sehr in bestimmten Momenten verstricken. Sportfotografie ist etwas ganz Einzigartiges – diese Augenblicke gibt es nur einmal. Wenn man sie verpasst, kann man nicht zurückgehen und es noch einmal versuchen. Man kann das Licht nicht verschieben. Es ist eine Herausforderung, die ich absolut liebe.

Wie bekommt man eine einzigartige Aufnahme?

In der Formel 1 hat man eine 5 km lange Strecke. Auf der bieten sich viele schöne Aufnahmewinkel. Oft heißt es also: herumlaufen, seinen Standort festlegen und sehen, wie man die Sicherheitszäune kreativ nutzen kann. Man kann zum Beispiel das Objektiv dagegenhalten und den Hintergrund verwischen, um Linien zu erzeugen. Es wird natürlich schwieriger, je öfter man einen Ort besucht, denn desto mehr Aufnahmen hat man bereits gemacht. Am wichtigsten ist, dass man die Licht- und Wetterverhältnisse kennt und weiß, wo sich die Flutlichter und Hot Spots befinden. Wenn man von einem neuen Gebäude aus fotografieren kann, sollte man das tun. Ist man dann am gewählten Aufnahmeort, muss man sich seine Parameter überlegen. Zum Beispiel: Schnell oder langsam fotografieren? Große oder geringe Tiefenschärfe? Früher gab es in der Formel 1 die Meinung, dass man unbedingt die Bewegung der Räder sehen muss. Das hat sich zum Glück geändert. Heutzutage fotografiert man sogar mit weniger als f/2.8, um den Hintergrund unscharf zu bekommen.

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Clive Mason Nikon Z9 for the Nikon magazine

Das steckt in der Kameratasche

Ich habe drei Nikon Z9 sowie ein NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S, ein NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, ein NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 S, ein NIKKOR Z 600mm f/4 TC VR S und – fürs Podium – ein NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S. Als Blitzgerät nehme ich das Nikon SB-5000. Für Aufnahmen durch den Zaun nehme ich das NIKKOR Z 28mm f/2.8, da es so schön klein ist. Normale Objektiven passen nicht durch den Zaun. Aber dieses Objektiv ist nicht nur ausreichend schlank, sondern auch perfekt für Weitwinkelaufnahmen. Meiner Erfahrung nach ist es besser, im gewünschten Winkel durch den Zaun hindurch zu fotografieren, als mit einem größeren Objektiv (z. B. dem 600 mm) im falschen Winkel am Loch im Zaun. Wenn der Zaun nämlich dicht am Objektiv ist, ergibt sich dadurch ein leichter Kontrastunterschied, der durchaus auffällt.

Hast du bestimmte Objektive an verschiedenen Kameras?

Das hängt vom jeweiligen Rennen ab. Nehme ich zum Beispiel irgendwo in der Wüste im Nahen Osten auf, vermeide ich Objektivwechsel aufgrund des dort herrschendes Staubes und feinen Sandes. Auf eine Z9 schraube ich immer das 600 mm. Bei der zweiten Z9 wechsle ich kurze Objektive nach Bedarf. In neun von zehn Fällen dient die dritte Kamera als Ersatz. In Monaco und Singapur nehme ich ein 400 mm, um mehr von der Umgebung zu zeigen.

Letztlich können wir uns als Pressefotograf:innen nicht aussuchen, wo wir stehen. Ich bevorzuge die Schärfe von Festbrennweiten – da habe ich das 28 mm, aber auch ein NIKKOR Z 85mm f/1.2 S und ein AF-S NIKKOR 105mm f/1.4E ED mit einem Bajonettadapter FTZ II. Aber wenn man nur mit Festbrennweiten an den Start geht, bekommt man einfach nicht die gewünschten Aufnahmen. Ich kann mich ja nicht frei bewegen.

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Nimmst du Blitzlicht?

Ja, für Fotos von der Feier, wenn es nach dem Rennen dunkel ist. Da kann man kreativ werden, so wie hier mit den Flutlichtern von Red Bull, und zum Beispiel eine Silhouette kreieren. Man müsste nur darauf achten, dass Red Bull dann auch im Vordergrund steht. Eine Mischung aus Reportage und kreativer Bildgestaltung – denn genau das wünscht der Kunde.

RAW oder JPEG?

Als Unternehmen nehmen wir in JPEG auf, aus Gründen der redaktionellen Integrität – RAW-Bilder können zu stark bearbeitet werden. Sie verbrauchen aber auch weniger Speicherplatz. Außerdem werden unsere Bilder live von der Kamera über einen FTP-Server gesendet. Natürlich ist das selektiv bearbeitet. Aber in dieser Branche muss man schnell sein. Der Transfer von JPEGs hilft dabei.

Clive Mason Nikon Z9 Nikon magazine

Was rätst du denen, die in die Welt der Formel-1-Fotografie einsteigen wollen?

Mein erster Rat wäre, sich richtig über Motorsportfotografie zu informieren. Ob Go-Kart oder kleine Rennstrecke: Zeigt erst mal, dass ihr euch für Motorsport interessiert. Lernt, wie man ein fahrendes Fahrzeug aufnimmt und verschiedene Blickwinkel meistert. Fragt euch dann, was der nächste Schritt ist. Wenn ich mir Arbeiten anderer anschaue, sind das oft 500 Bilder aus derselben Position. Besser ist, zehn Bilder zu haben, die alle unterschiedlich sind. Zeigt, dass ihr schwenken könnt. Licht einsetzen. Eine Fromtalaufnahme einfrieren. Den Zaun verwischen. Niemand möchte sich 500 Bilder derselben Aufnahme ansehen.

Als ich mit Sportfotografie anfing, war das Fußball – die Fußball-Sonntagsliga im Park. Aber nie habe ich mir dabei gewünscht, stattdessen lieber Northampton Town in der vierten Liga aufzunehmen. Als ich dann aber zum ersten Mal tatsächlich Northampton Town gegen Halifax dokumentieren durfte, dachte ich, ich hätte es geschafft! Es war die unterste Liga, aber ich war überglücklich. Ich dachte, nun hätte ich alles erreicht. Nicht einmal im Traum hätte ich da geahnt, dass ich eines Tages die Fußball-WM fotografieren würde …

Ihr müsst beweisen, dass ihr Sport in seiner elementarsten Form gut fotografieren könnt. Das macht Eindruck. Setzt euch realistische Ziele. Niemand geht von heute auf morgen sofort in die Formel 1. Als ich damals in den 1980er-Jahren anfing, sagte mir ein Pressefotograf in London – eine absolute Legende seines Fachs! –, dass meine Arbeit Schrott sei. Er stellte mich vor die Herausforderung, im örtlichen Park Sportfotos zu machen. Nach einem Jahr sollte ich mit 20 Bildern wiederkommen. Und genau das tat ich, auf den Tag genau.

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Muss man sehr fit sein, um die Formel 1 zu fotografieren?

Mit dem spiegellosen System sind die Kameras viel leichter. Dennoch ist die Ausrüstung schwer. Man muss viel laufen. Und es kann sehr heiß oder kalt und auch nass sein. Man muss auf alles vorbereitet sein. Ich reise mit einer Think-Tank-Kameratasche, um alles ordentlich, wasserdicht und staubfrei aufzubewahren. Manche bringen eine Knieunterlage mit, wenn sie vom Boden aus fotografieren.

Wie unterscheidet sich die Fotografie der Formel 1 von deinen anderen Sportarten?

Beim Fußball zum Beispiel dokumentiert man hauptsächlich, und es geht oft sehr hart zu. Bei der Formel 1 sind die kreativen Möglichkeiten viel größer: Die Motive bewegen sich schnell und unter verschiedenen Bedingungen. Man hat Tageslicht, Sonnenuntergänge und Flutlicht. Die Formel 1 ist ein kreativer Spielplatz – man kann sich frei entfalten.

Clive Mason Nikon Z9 Nikon magazine

Was hast du als Formel-1-Fotograf gelernt?

Man muss unglaublich viele Opfer bringen. Es erfordert Hingabe, Zeit und Verständnis, und es zehrt an einem. Aber wenn man es will, muss man es versuchen und sich anstrengen. Recherchiert, bemüht euch, lernt und stellt Fragen. Mit Social Media ist heute alles viel leichter – viel zugänglicher als zu meiner Anfangszeit. Recherchiert eure Vorbilder und lernt von denen, die vor euch kamen. Versteht, was sie erreicht haben, wie es ihnen gelingt und mit welcher Ausrüstung. Was mich betrifft – ich habe eine unglaubliche Karriere hinter mir. Ich habe jede Sekunde davon genossen.

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